Arcis Saxophon Quartett

8.12.24

Interview mit Claus Hierluksch, Arcis Saxophon Quartett

Patrice Gilly: Wie geht es dir nach dem Konzert?

Claus Hierluksch: Bestens. Immer gut nach dem Konzert, wenn das Adrenalin noch da ist.

Ihr seid ein unermüdliches Quartett. Fahrt mit dem Auto aus München nach Otelfingen, und am gleichen Tag nach dem Konzert wieder zurück, wegen Studioaufnahmen am darauffolgenden Tag. Dazwischen ein fulminantes Konzert in der Mühle. Ja, ihr seid noch jung und wild.

Auch nicht mehr so jung. Unser Ensemble gibt es bereits seit 16 Jahren. Aber Musik gibt Energie. Dadurch bleiben wir immer frisch. Wir kommen jeweils auch mit dem Anhänger, da wir eigenes Licht und Tonanlage dabeihaben. So können wir Konzerte moderieren und mit dem Licht die Musik unterstützen. Wir sehen die Musik nicht allzu puristisch, denn uns geht es um ein Gesamterlebnis – euer Technik Team hat heute Abend übrigens ein sehr schönes Licht gemacht. Für uns gehört das Aufbauen und Abbauen von Licht und Ton ganz einfach dazu. Heute Abend habt ihr uns jedoch verwöhnt, es brauchte keine Tonanlage, denn die Akustik in diesem Raum ist perfekt, und Licht hat eben euer Team gemacht.

In der Pause und nach dem Konzert haben mir Zuschauer gesagt, sie seien erstaunt, dass Saxophone nicht nur für Jazz oder Fanfare geeignet seien, sondern auch für die Klassik. Sie hätten dieses Instrument in seiner Art wie neu entdeckt. Erstaunen euch diese Aussagen?

In fast allen Konzerten kommen die Leute mit der Haltung, Saxophon sei das Instrument nur für Jazz. Da wir unsere Konzerte immer kommentieren, erklären wir auch, dass das Saxophon vor dem Jazz erfunden wurde, nämlich 1846. Da gab es noch keinen Jazz. Das Saxophon ist durch den Jazz dann weltberühmt geworden, und damit spielen wir auch gerne, mit der Grenze zwischen Klassik und Jazz. Wir sind sehr klassisch sozialisiert, wir haben klassisches Saxophon studiert. Wir haben uns auch kammermusikalisch weitergebildet, wir haben uns mit Streichquartetten auseinandergesetzt, um herauszufinden, was wir im Gegensatz zum klassischen Streichquartett leisten können.
Ich hinterfrage auch die Klassikkultur, da sie so rückwärtsgewandt ist. Wir spielen viel zeitgenössische Musik, was ich dem Publikum nicht als solche verkaufe. Denn beim Publikum schwingen Assoziationen mit «diese Musik kann man gar nicht anhören».

Vielen Dank für das Interview, und gute Heimfahrt. Aber vorher wird in der Küche der Mühle noch etwas gegessen!

Text und Fotos: Patrice Gilly, 8.12.24