quart@art feat. Daniela Dett
8.5.22
Patrice Gilly sprach mit Daniela Dett und Bernhard Binder vom quart@art:
Patrice: Daniela, du warst zum ersten Mal hier und das mit dem Quartett quart@art. Was ist dir heute Abend speziell aufgefallen?
Daniela: Ich war gespannt, ob die sprachlichen Unterschiede zu einer Barriere werden, die man nicht überwinden kann, oder ob wir doch einen Zugang finden. Ich kann jetzt sagen, wir haben einen Zugang zum Publikum gefunden. Man sieht auch im zweiten Teil des Konzertes, wo der Text ein Schwerpunkt ist, dass die Musik dich trotzdem mitnimmt auf eine emotionale Reise. Durch die Musik wird viel erzählt, man hat Bilder im Kopf. Das ist für mich das beste Beispiel, dass Musik eigentlich keine Sprache braucht. Musik verbindet uns Menschen im Tiefsten. Also es war wunderschön.
Du hast zur Einführung zum zweiten Teil ein paar Worte gesagt. Das fand ich sehr wichtig. Wenn ihr nur die Musik gespielt hättet, ohne Kommentar, wäre der Zugang schwierig gewesen.
Ich glaube auch. Das braucht es schon. Eine Grundinformation braucht es. Aber auch, das darf man nicht unterschätzen, sich als Person dem Publikum näherbringen. Das ist mir wichtig. Denn in so einer Art Gespräch finde ich heraus, wie die Stimmung im Publikum ist. Wie ist die Temperatur? Lassen sie mich an sich ran? Da kann man viel spüren und abtasten für einen lebendigen Dialog.
Danke Daniela.
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Patrice: Bernhard, du bist an einen Ort gekommen, den du überhaupt nicht gekannt hast. Du hattest mit mir eine rege Kommunikation. Während ungefähr 3 Wochen haben wir uns ausgetauscht. Jetzt bist du endlich an diesen Ort gekommen, von dem du bestimmt eine spezielle Vorstellung hattest.
Bernhard: Ich habe gewusst, Otelfingen ist in der Nähe von Zürich, und alles andere wusste ich nicht. Ich lasse mich gerne überraschen. Ich liebe es irgendwo anzukommen und neue Sachen entdecken. Deswegen mag ich gar nicht zu viel Informationen zu haben. Selbstverständlich habe ich mir die Homepage zu Gemüte geführt. Aber Bilder sind immer irreführend, denn man sieht nur einen kleinen Ausschnitt. Wie die Mühle innerhalb von Otelfingen situiert ist, das finde ich einfach ganz grossartig, und es ist unglaublich stimmig. Das ist ein Privileg in meinem Beruf, dass man an Orte kommt, wo man normalerweise nicht hinkommen würde. Das ist unglaublich spannend.
Hattest du keine Mühe mit der Höhe der Bühne? Höhenangst?
Nein. In meiner Freizeit gehe ich sehr gerne klettern. Also insofern habe ich damit keinerlei Probleme. Es war so, dass ich mich sehr wohl fühlte. Es war eher das Problem, dass man das Publikum nicht so sehr gespürt hat. Durch die Höhe der Bühne hat man das Publikum nicht so sehr gespürt. Man spürt durch diese Distanz die anderen Menschen nicht so. Man weiss nicht genau, ob es ankommt.
War das die ganze Zeit, oder ist es irgendwann umgekippt?
Es ist schon besser geworden mit der Zeit, aber es war trotzdem so, dass man von oben herab spielt. Das hat so etwas Lehrerhaftes. Das ist nicht mein Zugang zum Publikum, weil ich viel lieber auf Augenhöhe zu anderen Menschen spiele.
Einige Veranstaltungen finden unten statt, damit meine ich nicht auf dem «Mahltisch», sondern auf einem aufgebauten Podest, wo das Publikum im Halbkreis rundherum sitzt.
Ja, das schafft natürlich viel mehr Intimität.
Was meinst du, kommt ihr wieder einmal in die Mühle?
Ja, sehr gerne. Es sind ein paar Sachen in Planung. Aber über «ungelegte Eier» zu sprechen, finde ich nicht gut. Da bin ich fast ein bisschen abergläubisch. Wenn man zu früh darüber spricht, das kommt nicht gut. Ich bin seit 25 Jahren Berufsmusiker, aber diese Formation ist einfach einzigartig. Von der menschlichen und musikalischen Chemie her einzigartig. So etwas habe ich in den 25 Jahren nie erlebt. Harmonisch und mit so viel Liebe zum Projekt! Seit 2015 sind wir zusammen. Das heisst seit 7 Jahren. Die Zeit der Pandemie kann man zwar wie eine Stoppuhr ansehen.
Ein schöner Begriff: Die Pandemie ist wie eine Stoppuhr! Aber jetzt läuft es wieder an. Vielen Dank für das Gespräch.
Text und Fotos: Patrice Gilly